Am 9. Februar 2021 fand in München am Maxmonument die erste Demo der #beautybranchestehtauf Aktion statt. Ich war natürlich mit dabei, denn so kann es nicht weitergehen. Meine Kollegin Doris Wierer hat dazu eine sehr passende Rede gehalten, die ich hier wiedergeben möchte, da sie mir aus der Seele spricht:
Mein Name ist Doris Wierer und ich betreibe in Anzing ein Kosmetikstudio. Ich stehe heute hier, weil es so nicht mehr weitergehen kann!
Meine und auch die Existenzen vieler Kolleginnen und Kollegen und auch anderer Branchen sind massiv gefährdet. Wir haben unsere Studios nun innerhalb eines Jahres sechs Monate geschlossen. Sechs lange Monate, in denen Mieten, Leasingverträge, Gehälter, Versicherungen und andere Nebenkosten bezahlt werden mussten, wir aber keine Einnahmen hatten. Anders als in anderen Branchen haben wir leider kaum eine Möglichkeit für Click & Collect, da der Verkauf unserer Produkte in den meisten Fällen mit einer Behandlung einhergeht. Das heißt sechs Monate ohne Einkünfte, aber mit einer Menge Rechnungen.
Der Beruf der Kosmetikerin wird als nicht systemrelevant eingestuft. Liebe Politiker, dann möchte ich Ihnen das Berufsbild der Kosmetikerin mal näher erläutern. Die allgemeine Meinung scheint zu sein, dass wir Menschen schminken und Kunden nur zu Wellnesszwecken zu uns kommen. Das ist falsch. Eine Kosmetikerin ist für die Gesundheit der Haut verantwortlich. Wir haben Kunden, die unter Ihrem Hautbild leiden. Wir behandeln Menschen mit Akne, Neurodermitis, Schuppenflechte und vieles mehr. Mein Kundenstamm besteht zu 80% aus Kunden mit Hautproblemen. Wir arbeiten oft Monate hin, um das Hautbild zu verbessern und die Kunden sind dankbar, bei uns Hilfe zu bekommen. Ich kenne kaum eine Kosmetikerin, die nicht wenigstens eine Fortbildung im Jahr macht. In meinem Studio arbeiten wir eng mit Hautärzten, Endokrinologen und Heilpraktikern zusammen. Wir sind durchaus systemrelevant, weil eine kranke Haut auch zu einer kranken Psyche führt, und die psychische Gesundheit ist gleichzusetzen mit der körperlichen Gesundheit. Ich lade alle Politiker gerne zu mir ins Studio ein, um sich ein Bild unserer Arbeit zu machen, wie mir scheint, haben Sie keine Ahnung davon, was wir tun.
Wie meine Kollegin schon erwähnt hat, sind wir kein Treiber der Pandemie. Auf die Hygienemaßnahmen möchte ich nicht mehr weiter eingehen, weil die bei uns von jeher schon immer einen höheren Standard haben als sonst irgendwo anders. Aber die Tatsache, dass wir ausschließlich Eins-zu-Eins Behandlungen machen – also eine Kosmetikerin für eine/n Kundin/Kunden verantwortlich ist und in unseren Studios kein Zulauf möglich ist und somit kein Massenauflauf stattfinden kann, rechtfertigt eine Schließung unserer Institute nicht. Es gibt keinen einzigen nachvollziehbaren Grund, warum Kosmetikstudios schließen müssen.
Die meisten die hier stehen, sind Selbstständige. Wir führen unsere Studios mit großer Verantwortung. So wie das jeder Firmenchef tut. Wie sieht es mit der Firma Deutschland aus? Sehen wir uns das doch mal an: Den ersten Lockdown lasse ich bewusst mal außer acht, da wusste keiner so genau, was kommt, obwohl auch da nicht alles für mich nachvollziehbar war. Ich spreche jetzt von der zweiten Schließung, die für unsere Branche am 02.11.2020 begann. In der Zeit zwischen den beiden Lockdowns hat die Politik geschlafen, man hat aus dem Frühjahr nichts gelernt und acht Monate verpennt. Dazu fallen mir passsend zu den versäumten Monaten acht Kritikpunkte ein:
- Man war nicht in der Lage, in acht Monaten die Gesundheitsämter mit einer einheitlichen Software auszustatten, damit wäre eine Nachverfolgung deutlich einfacher gewesen. Statt dessen wurden Zettel ausgefüllt, die akribisch nachtelefoniert werden mussten. Ob dies überhaupt stattfand ist fraglich.
- Um zu wissen, dass es im Herbst wieder schlimmer wird, muss man nicht studiert haben. Trotzdem wurde die Zeit nicht genutzt, um z.B. klinisches Personal für Intensivstationen zu schulen.
- Dass das Gesundheitssystem völlig kaputt gespart wurde, ist jedem bekannt.
- Schnelltests in Altenheimen und Krankenhäusern wurden viel zu spät eingesetzt, hierbei möchte ich noch darauf hinweisen, dass Menschen wieder allein im Krankenhaus sind und nicht besucht werden dürfen und wieder alleine sterben.
- Der Lockdown Light im November war für die Katz, warum hat man da nicht verschärft reagiert und gerecht alles runtergefahren, dass wir Kosmetikstudios und andere körpernahe Dienstleister sechs Wochen vor allen anderen (wie z.b. Frisören) zusperren mussten hat nichts gebracht, außer Nervenkrieg für uns.
- Über die Impfstoffbeschaffung muss ich glaube ich nichts mehr sagen.
- Es werden Milliarden hinausgeschmissen, für teils sinnlose Aktivitäten, wie die Corona App, Kostenpunkt ca. 70 Mio €, oder leerstehende Impfzentren.
- Es werden Milliarden bezahlt für Hilfen, die uns nicht helfen und teilweise nicht einmal die monatlichen Ausgaben decken – geschweige denn davon, dass sich der bürokratische Aufwand dahin schon allein wie ein Marathon anfühlt.
Jeder Chef, der seine Firma so leitet, wird rausgeschmissen!!!
Wie sind die Zukunftspläne? Nur mal zur Verdeutlichung, wir haben Stand gestern in Deutschland 2.291.673 gesamt infizierte, davon sind 2.052.650 wieder genesen, ohne Medikamente und ohne Impfung, darüber sollte man mal nachdenken. Aber laut Regierung brauchen wir eine Impfung. Wir bräuchten eine Impfquote von 75% damit die Wirkung Sinn macht. Die werden wir nicht erreichen, weil kein Impfstoff zu Verfügung steht. Bis wir 75% erreichen, haben wir das Jahr 2024, lassen wir so lange geschlossen?
Zuerst war es Covid 19, jetzt ist es der Mutant B117. Was ist wenn B118 oder 119 oder sonst eine Virusmutation kommt. Lassen wir dann weiter alles geschlossen? Wollen Sie wirklich zusehen, wie der Mittelstand ausstirbt? Ich bitte darum, mich nicht falsch zu verstehen, Corona gibt es, Corona ist gefährlich und Corona wird bleiben. Und Corona wird in Zukunft zu unserem Leben gehören, wie die Grippe, Schlaganfälle, Krebs und noch viele weitere lebensbedrohliche Krankheiten. Was hier abgeht ist eine weit lebensbedrohlichere Situation. Lebensbedrohlich für Menschen, die Ihre Miete nicht mehr bezahlen können, die nicht wissen, wie sie Ihre Rechnungen begleichen können oder sich etwas zu Essen kaufen.
Die Maßnahmen stehen in keinem Verhältnis mehr zu den Schäden, die sie anrichten. Lieber Herr Söder, gehen sie doch mal durch München und schauen sich an, wie viele Läden, Geschäfte und Kneipen schon aufgegeben haben. Dahinter stehen Menschen, Familien, Existenzen, Leben. Ihre Aussage ist immer wieder wir müssen Leben schützen – wann fangen Sie damit an? Es gibt Branchen, die trifft es noch viel härter als uns, die haben seit einem Jahr keine Einkünfte und ich höre immer Schulen und Kitas sind wichtig. Ohne Zweifel, aber in erster Linie sollten unsere Kinder etwas zu Essen bekommen, von Bildung wird man nicht satt.
Herr Söder möchte Lösungen haben, einige habe ich:
- Stellen Sie die Hilfen ein, und lassen Sie uns arbeiten, wir möchten unser Geld selbst verdienen, dadurch sparen Sie Milliarden ein.
- Diese Gelder können Sie sinnvoller investieren in z.B. Schulungen für Schnelltests.
- Wenn bei jedem Kunden vor der Behandlung ein Schnelltest gemacht wird, oder der Kunde mit einem negativen PCR Test kommt, der nicht älter als 48 Stunden ist, spricht rein gar nichts gegen eine Behandlung.
- Die meisten Betriebe haben große Investitionen getätigt, um den besten Hygieneschutz zu bieten, nehmen Sie das zu Kenntnis und lassen sie uns arbeiten.
- Lassen Sie die Bürgermeister entscheiden, welche Gemeinden einen Lockdown nötig haben, statt ganz Deutschland lahm zu legen. Es gibt Landkreise und Gemeinden, die haben so gut wie keine Infektionen und trotzdem hat alles geschlossen.
Das sind nur Vorschläge einer kleinen Kosmetikerin, aber vielleicht wert, mal drüber nachzudenken. Ihre bisherige Strategie geht nicht auf, Sie werden Corona nicht besiegen aber eine Menge Arbeitsloser Menschen mit psychischen Problemen hinterlassen. Hier werden Existenzen und ganze Familien zerstört und damit muss JETZT Schluss sein. Wir fordern die sofortige Öffnung körpernaher Dienstleistungen und das Ende des Lockdown.
Vielen Dank für die Bereitstellung der Rede, liebe Doris. Ich hoffe die neuen Beschlüsse berücksichtigen auch endlich unsere Branche!